Drei Männer unter einer Decke
Sie führen was im Schilde
so sieht die Decke auch aus
wie ein Schild
Ihre Köpfe ruhen auf einem Kissen
Die Männer schlafen
Sie tragen Kronen auf ihren Köpfen
Es sind Könige
Lustig und vielsagend
Die Könige gehen mit ihren Kronen ins Bett
Wer Macht hat, legt diese nicht einfach ab
Die drei Könige sind unterwegs
Sie wollen einen neuen König begrüßen
Sozusagen einen Kollegen
Davor waren sie, wie es sich gehört, bei dem Herrscher dieser Gegend dort
Bei König Herodes
Er wird der Große genannt
Und ja, es ist ihm gelungen trotz römischer Okkupation für sein Königreich relativ viel Unabhängigkeit gewahrt zu haben
er baut viel, erneuert das Staatswesen und er mordet
getrieben von Angst ermordet er seine eigenen Kinder
jeder, der ihm gefährlich werden könnte lässt er umbringen
Er ist groß auch im Blutvergießen
Unsere drei Könige wissen aber was sich gehört
Sie erweisen der Macht ihre Referenz
Wie schwer ist es für die Mächtigen, ihre Kronen abzulegen
Aber sind wir doch mal ehrlich
Das Gefühl kennen wir doch
Auch wir haben doch oft genug Angst, dass uns ein Zacken aus der Krone bricht
Auch wir stehen doch lieber an der Seite der Macht
Als der Ohnmacht
Wir spielen alle das Spiel Macht mit Macht zu begegnen
Die drei Könige sind unterwegs einen der ihren zu treffen
Sie werden sich wundern
Der König, dem sie begegnen wird einen anderen Weg einschlagen als den der Macht
Die drei stecken zwar unter einer Decke
aber sie sind verschieden
einer schläft noch fest und tief
er ist noch im Land der Träume
Träume deuten unser Leben
Träume führen uns auf Pfade, die unser Verstand gemieden hätte
Der zweite König, öffnet schon ein Auge
Er blinzelt
Na kann ich es wagen
Was passiert, wenn ich jetzt aufwache
Welche Entscheidung steht an
Wegsehen ist manchmal so viel einfacher und angenehmer
Die Augen verschließen vor dem, was mich evtl. herausfordert ist eine immerwährende Versuchung
Der dritte König hat bereits einen geöffneten Blick
Er schaut zu seinen Gefährten
Er ist wach, weil er sich berühren ließ
Was berührt uns diese Tage?
Angst oder Neugier
Lassen wir uns vom Schmerz der Anderen berühren?
Der König lässt sich von seinem Engel berühren
Zart und vorsichtig tupft er ihn an
doch der König nimmt es wahr
würden wir eigentlich eine so leise, zarte Berührung des Himmels wahrnehmen? Und wenn nicht, warum bloß?
Der Engel weist hin auf den Stern
Macht euch auf
Die Zeit drängt
Begrüßt den König der Himmel
Liebe Gemeinde,
die Begegnung der Drei mit dem Kind in der Krippe wird ihr Leben verändern.
Sie werden nicht mehr zu König Herodes zurückkehren. Sie werden einen anderen Weg einschlagen, einen anderen Weg, als den der Macht und Lüge, der Intrige und der Gier.
Sie bringen Geschenke mit und werden selbst beschenkt.
Das obdachlose Flüchtlingskind ist der menschliche Leib Gottes. Der König des Friedens und der Gerechtigkeit kommt nicht mit Macht. Sein Weg, sein Herrscherprinzip ist die Ohnmacht. Und das ist seine Gabe an uns: Die eigene Ohnmacht ist nicht mehr ein gefühlter Rückzug, eine Schwäche.
Meine Ohnmacht ist meine Stärke. Die Lauten haben nicht Recht. Die Wütenden setzen sich nicht durch, sie blamieren sich. Gott macht mich groß, wo ich auf Hilfe angewiesen bin, wo ich geliebt bin, ohne Leistung bringen zu müssen. Das Unscheinbare in mir, wo jeder von uns noch Kind ist, das ist göttlich.
Liebe Festgemeinde,
ich wünsche uns allen, dass uns Weihnachten verändert.
Das wir das Kleine wertschätzen lernen
Das wir uns berühren lassen von den zarten Tönen
Das wir es machen wie die Könige
Und nicht der Macht vertrauen und unser Handeln von der Angst leiten lassen, Besitz zu verlieren
Lasst uns wieder mehr Kinder werden.
Lasst uns einander reich machen, mit unseren Schwächen, mit unseren Unperfektheiten
lasst uns einander stark machen, mit dem, was uns misslingt
lasst uns einander groß machen mit dem Mut klein zu sein, denn das sind wir in Wahrheit im unendlichen Raum des Universums.
Lassen wir uns von Weihnachten verändern
und wie die Könige neue Wege einschlagen
AMEN