Der Protagonist

Ortlose Selbst brauchen selbstlose Orte

Pastor Ingo Pohl

Der aufgeklärte moderne Mensch ist dahin erzogen, sich um sich selbst zu drehen. Er sucht sich selbst, er findet sich selbst, er verwirklicht sich selbst. Bei dieser verordneten Eigenbewegung, kann man die Orientierung – die Ortung verlieren. Das eigene Selbst reicht eben nicht.

Wohin gehöre ich? Und wohin führt mich mein Weg?

Der Religionsphilosoph Martin Buber hat gesagt:

„Das ich wird zum ich im Du“.

Das eigene Selbst wird in einem Ort. Das ist der Mensch, den wir lieben. Das ist unser transzendentes Gegenüber, Gott, der uns annimmt wie wir sind, trotz aller Schwächen und ohne alle Leistung.

Ich möchte für Sie ein jemand werden, der Ihnen Ihre eigene Ortung ermöglicht, in der Begegnung mit Gott und den Menschen, denen Sie Ihre Liebe weiter schenken.

Ich höre zu und möchte zum Nachdenken anregen. Ich provoziere und freue mich, wenn Umkehr und neue Aufbrüche gelingen. Ich versuche, mit Ihnen das Leben zu deuten und eine Tür zum Himmel offen zu halten.

Bei allem erteile ich keine Ratschläge. Denn Ratschläge sind auch Schläge und Menschen, die einen Pastor aufsuchen sind entweder geschlagen genug oder dabei, eigene Wege einzuschlagen. Ich sage aber meine Meinung, auch das ist mein Dienst als Pastor.

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Pastor Pohls‘ Podcast – dHsD 20,31

Lesenswertes

Hier finden Sie, von dem ich meine, dass es lesenswert ist. In erster Linie werden hier besondere Predigten oder aber auch Predigtreihen von mir veröffentlicht.

Predigt zum 1. Sonntag nach Epiphanias

Wie gelingt es, im Land des eigenen Selbst zu leben

Meine Lieben,

jeder von kennt das Gefühl: da hab ich mir nasse Füße geholt. Ich habe mich zu weit hinaus gewagt. Habe den gesicherten Grund von Gelassenheit, Distanz und innerer Souveränität verlassen. Das, was mich trägt ist plötzlich eingenässt.

Menschen mit öfter mal nassen Füßen können ausrutschen in den Bedrohlichkeiten des Weltgeschehens. Menschen mit nassen Füßen erkälten sich – erkalten und haben irgendwann die Nase voll.

Sich mal nasse Füße holen, weil das Temperament einem durchging oder man bewusst auch mal was Unbedarftes gesagt oder getan hat ist ok. Aber permanent im Wasser stehen verfault die eigenen Lebenswurzeln.

Liebe Gemeinde,

das Durchschreiten oder Überqueren von Wasser ist daher eines der bedeutendsten Traumbilder in den Mythen und Erzählungen der Bibel. Die Sprache der Bibel versucht im Seelenverstehen des Menschen immer wieder den Weg zu beschreiben der begehbar ist zur Einung meines Wesens mit der Göttlichen Existenz. Denn der Mensch seit dem Ursündenfall der Angst gesät durch Misstrauen ist innerlich zerrissen zwischen Ahnung und Sehnsucht paradiesischem Leben in Gottes Mutterschoß, sowie gereinigter, versöhnter Wiedergeburt und dem realen ihn immer wieder begrenzenden und leidgeplagten Erfahrungen in einer Welt eingeschränkten Überlebens auf Kosten bergenden Friedens. 

Es fühlt sich für mich an, als müsse ich leben in einem fremden Land. Ich bin gezwungen, eine Sprache zu sprechen, die nicht korrespondiert mit der Sprache mit der Gott mich anspricht und lockt. Ich muss mich einrichten in Regeln, die nicht den Regeln Gottes entsprechen. Ich muss kämpfen mit Mächten des Bösen, die meinem Traum vom Leben in Einheit mit Gott entgegenwirken. 

Ich kann diese Zerrissenheit nur heilen – so die wunderbaren Erzählungen der Bibel – wenn ich aufbreche und mir neues, eigenes Land nehme – das Land Gottes mit mir.

Wie schon Mose geht es auch für Josua dabei nur trockenen Fußes, mit gesichertem Stand und rutschfestem Gang

Um deines Namens willen 

Wirst du mich führen und leiten

Du wirst mich befreien aus dem Netz

Das sie mir heimlich legten

Ich verlasse mich auf den HERRN

Er lässt meinen Fuß nicht wanken

Du HERR entreißt mein Leben dem Tod

Du hast meine Tränen getrocknet

Meinen Fuß bewahrt vor dem Gleiten

So gehe ich meinen Weg vor dem HERRN 

in das Land der Lebenden

aus Psalm 116 + 121

Die Stelle an der Josua das Volk Israel ins gelobte Land führt, wird auch die Stelle der Himmelfahrt des Propheten Elija werden. Und Johannes tauft ganz bewusst an diesem magischen Ort seinen Cousin Jesus. 

Bevor ich das Land der Einung mit mir und Gott betrete, bevor ich Herr oder Herrin meines eigenen Lebens werde ausschließlich in Verantwortung vor Gott, muss ich diesen Grenzfluss übertreten. 

Meine Lieben,

die uns vom wahren Leben trennenden Flüssen sind angeschwollen von den fließenden Tränen unüberwindlicher Lebensberge.

Und ich kann stecken bleiben im angespülten Schlamm und Dreck von Hintertriebenheit und Bosheit. Ich kann erlahmen in meiner eigenen Angst vor dem eigentlich rettenden anderen Ufer. Es erscheint so unerreichbar. Der Weg zur Einung mit Gott, der Weg zum eigenen Leben kostet Überwindung.    

Was schenkt mir denn die Gewissheit, dass ich nicht untergehe in der Flut von Schuld. 

Woran halte ich mich fest wenn kein

Tröstender Stock und Stab zur Hand ist 

Psalm  23   

Es ist der Bund Gottes – schon längst mit uns geschlossen. 

Ich erreiche trockenen Fußes Gottes Land mit mir, wenn ich des HERRN Gesetz folge. An der Spitze des Volkes Israel lässt Josua die Bundeslade tragen. Wer ihr folgt durchschreitet den Grenzfluss. Das Gesetz Gottes ist nichts über das ich selbst verfüge. Es ist auch nicht Inhalt synodaler Prozesse oder Kirchengemeind-licher Diskussionen. Es unterliegt nicht einem Mehrheitsbeschluss und muss nicht immer neu verhandelt werden.  Es ist gegeben. Nicht Menschenmacht und Eitelkeit folgend kann ich mein gelobtes Land erreichen, sondern nur im Vertrauen auf Gottes Führung. Im bedingungslosen im Kontakt Leben mit ihm durchschreite ich alle Untiefen des Lebens. Im Bund mit ihm mache ich mir die Füße nicht mehr nass. Ich werde leben und nicht untergehen.  

Und weil das vielleicht nicht konkret genug ist, hat Gott den Bund mit uns erneuert. Er ist nicht nur in seinem Gesetz. Er ist in Jesus Christus. In ihm ist das geschrieben Wort Fleisch geworden. Er ist Teil der menschlichen Geschichte und dein und mein Bruder. Und wer in Beziehung zu dieser Person Jesus Bruder und HERR lebt, lebt in Gott und gewinnt sein gelobtes Land. Und wie in Jesu Taufe selbst am Ort der Landnahme, gilt Gottes Wort jedem von uns: 

Du bist mein geliebter Sohn

Du bist meine geliebte Tochter. 

In diesem Glauben wage ich die neuen Wege in das gelobte Land ohne Grenzen.

Und ihr wagt es auch.

AMEN                                            

Pastor Pohls´ Podcast Präsentation

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