Der Protagonist

Ortlose Selbst brauchen selbstlose Orte

Pastor Ingo Pohl

Der aufgeklärte moderne Mensch ist dahin erzogen, sich um sich selbst zu drehen. Er sucht sich selbst, er findet sich selbst, er verwirklicht sich selbst. Bei dieser verordneten Eigenbewegung, kann man die Orientierung – die Ortung verlieren. Das eigene Selbst reicht eben nicht.

Wohin gehöre ich? Und wohin führt mich mein Weg?

Der Religionsphilosoph Martin Buber hat gesagt:

„Das ich wird zum ich im Du“.

Das eigene Selbst wird in einem Ort. Das ist der Mensch, den wir lieben. Das ist unser transzendentes Gegenüber, Gott, der uns annimmt wie wir sind, trotz aller Schwächen und ohne alle Leistung.

Ich möchte für Sie ein jemand werden, der Ihnen Ihre eigene Ortung ermöglicht, in der Begegnung mit Gott und den Menschen, denen Sie Ihre Liebe weiter schenken.

Ich höre zu und möchte zum Nachdenken anregen. Ich provoziere und freue mich, wenn Umkehr und neue Aufbrüche gelingen. Ich versuche, mit Ihnen das Leben zu deuten und eine Tür zum Himmel offen zu halten.

Bei allem erteile ich keine Ratschläge. Denn Ratschläge sind auch Schläge und Menschen, die einen Pastor aufsuchen sind entweder geschlagen genug oder dabei, eigene Wege einzuschlagen. Ich sage aber meine Meinung, auch das ist mein Dienst als Pastor.

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Pastor Pohls‘ Podcast – dHsD 20,31

Lesenswertes

Hier finden Sie, von dem ich meine, dass es lesenswert ist. In erster Linie werden hier besondere Predigten oder aber auch Predigtreihen von mir veröffentlicht.

Predigt Ostern 2024 

Liebe Gemeinde,

wir kommen zusammen, um die Auferstehung Jesu Christi zu feiern. 

Unser Glaube steht und fällt mit der Wahrheit der Zeugnisse, die die gegeben haben, denen er erschienen ist. 

Wenn man diese Erzählungen psychologisiert oder historisch kritisch relativiert, wie es leider oft auf unseren Kanzeln und kirchlichen Verkündigungen geschieht, banalisiert sich das Christentum zu einer Weltanschauung einer gescheiterten religiösen Persönlichkeit gelebt vor 2000 Jahren in Judäa. Und die Autorität der Botschaft Jesu ist nur dann Maßstab, sofern sie für uns einsichtig und irgendwie verwendbar erscheint. Dort aber, wo unser menschliches Urteil die letzte Instanz bleibt, bleibt der Mensch in der Verlorenheit dieser Welt, im Erleben der permanenten Infragestellung und Bedrohung allein. Und dabei ist es gerade in unseren Tagen so bedeutsam, dass wir Christen, die Aufersteh-ungsnachricht in unsere zerrissene und sich suicidierende Welt tragen. 

Immer stärker wächst global das Empfinden der Menschen, dass wir keiner verheißungsvollen Zukunft entgegengehen. Wir empfinden unsere Existenz zunehmend als einen Wettlauf weg vor einem vernichtenden Abgrund. Fortschritt bestand früher darin, mit weniger Energieaufwand, mehr zu entwickeln. Die kapitalistische Wachstumsideologie hat nun aber eine definitive Belastungsobergrenze erreicht. Wir benötigen nun Energie um allenthalben den Status Quo zu sichern und wir ahnen, dass dies trotz aller Anstrengungen kaum erreichbar sein wird. Und wir Menschen hetzen daher immer schneller. Wir hetzen durch neue Errungenschaften, Technologien, wir hetzen aber auch durch Nachrichten, durch Krisen, durch Entscheidungen, durch Beziehungen. Das macht aggressiv.

Der Soziologe Hartmut Rosa (kann ich nur empfehlen) beschreibt es so:

Wir brauchen eine andere Weltbeziehung als wie sie gelebt wird in unserer steigerungsorientierten, auf Konkurrenz basierenden Gesellschaft. Wir haben keine Resonanz mehr mit der Welt die uns umgibt. Wir sollten 

auf-hören 

an-halten 

das Hamsterrad des noch Abarbeiten, sich ich muss noch jenes kaufen, ich muss noch jenen Trend bedienen, was habe ich davon, was muss ich noch erreichen, was beherrsche ich, den Zwang des mich Anrufen und Erreichen lassen, sich immer mehr verausgabend in einem rasenden Stillstand.

Wir brauchten wieder Resonanz mit unserer Welt, ein Hineinhören und Mitatmen mit der Welt, die zu uns ruft. Es ist wie auch mit der Bedrohung unserer Demokratie. Jeder meint, seine Stimme ertönen zu lassen immer lauter, aber gerade der rechte Parteienrand ist in einem solchen gehetzten Aggressionsmodus, dass jene Vertreter lauten Getöses gar keine hörenden Herzen mehr haben. Wir sind in der Welt angerufene, aber wir hören nicht.

Genau in diese Resonanzlosigkeit unseres Weltenlebens verkünde ich nun die Auferstehungsbotschaft. Und es handelt sich dabei nicht um die Wiederbelebung einer Leiche. Das wäre zwar spektakulär, verändert aber nicht meine Existenz. 

Die Auferstehung Jesu, war der Anbruch einer neuen Art des Lebens.

Liebe Gemeinde, In einer Welt der hörenden Herzen eröffnet die Auferstehung Jesu eine wirkliche und vor allem Abgrundfreie Zukunft. Mit einem Mal gilt nicht mehr die Endlichkeit unseres Lebens wie eine zuschnappende Falle mich anzutreiben und mich zu zwingen gegen meine Sterblichkeit anzuhetzen. Mit der Auferstehung Jesu weitet sich das Vertrauen, daß meine Lebensjahrzehnte nur der Beginn der Ewigkeit sind. Welche Macht haben dann noch die Gräber dieser Welt? Und der Wachstumsirrglaube kann zum Grab unserer Welt werden. Meine Existenz ist aber nicht begründet im Wachsen Müssen, sondern ich bin ein Angesprochener. Und zwar angesprochen von dem, der eine neue Qualität des Menschseins erreicht hat: Jesus 

Jesus hat das Grab überwunden. War das Grab leer? Ich bin zum Glauben daran gekommen: ja es war leer. Die Auferstehungsbotschaft hätte ansonsten im Jerusalem der Zeitenwende überhaupt kein Gehör gefunden. Das leere Grab ist allerdings noch kein Beweis der Auferstehung. Die Evangelien berichten aber unabhängig voneinander von Begegnungen realer Personen – Frauen und Männer mit dem Auferstandenen Jesus, wobei in den Erzählungen Frauen einen Vorrang haben. Übrigens in den Auferstehungsbekenntnissen des Paulus werden nur Männer erwähnt, weil nur sie vor jüdischen Gerichten als glaubwürdige Zeugen angesehen wurden.

Jesus erscheint als Mensch und doch ein Veränderter, deswegen wird er nicht gleich erkannt. Die, die ihm begegnen wussten dennoch, dass er es ist, auch wenn sein Erscheinen anders war. Er ist leibhaft und dabei nicht an Gesetze von Raum und Zeit gebunden. Er ist aber auch kein Geistwesen. Materie wird in „eine neue Wirklichkeitsweise umgebrochen“, so nennt es Benedikt XVI.

In der Auferstehung transformiert der Mensch zu dem, wozu er gedacht ist: Ich bin nicht verfügbar im Hier und Jetzt, sondern darf leben, in Durchwirkung mit dem Unendlichen. 

Ist dies nun ein Widerspruch zu allem was uns durch die Naturwissenschaften verständlich ist? Woher nehmen wir eigentlich die Normativität des natur-wissenschaftlichen Weltbildes? 

Ja, die Auferstehungszeugnisse erzählen von etwas, das in unserer Erfahrungswelt nicht vorkommt, einer „neuen Dimension der Wirklichkeit“, ich zitiere noch einmal Benedikt XVI. „Kann es denn nur immer das geben, was es immer gab?“ Oder ist nicht gerade die Unerschöpflichkeit des Menschen in seiner Vielfalt und seiner Seelenreichtümer in Erwartung auf diesen „Mutationssprung“, auf die Vereinigung des Endlichen mit dem Unendlichen? 

Unser Grab ist kein Grab mehr, sondern eine Brücke, ein dialogischer Prozess.

Und hier komme ich zu der Frage, warum ist Jesus als der Auferstandene nicht allen Menschen in Jerusalem und Galiläa erschienen.

Ich glaube, es bedarf – Danke Hartmut Rosa für die Belebung dieses Begriffes – der Resonanzfähigkeit der Jesus begegnenden Personen.

Jesus vermochte den Menschen seiner Nähe zu vermitteln, dass sie nicht einsam kämpfend sind im Raum der schweigenden Sternenwelt, sondern Angesprochene. Und der Grund meiner Existenz liegt nicht im Überlebenskampf, sondern in der Antwortbeziehung. 

Ich wage die Aussage, jeder vermag dem Auferstandenen zu begegnen, wenn wir uns einüben in das hörende Herz, wenn wir Anhalten und wenn wir ihm Antworten.   Erlernte Gebetsformeln reichen dabei nicht aus. 

In Resonanz treten bedeutet für mich dabei zunächst Schweigen, inneres Leerwerden, alles Hinderliche entfernen, meinen Stolz hinter mir lassen, keine Worte formen und Einschwingen wie in ein Lied, das das Herz mich lehrt, mich hineinfühlen in ein DU und damit Jesus meinen. Dann die Bilder, die ich von Jesus im Kopf habe, kommen und gehen lassen – meinen Atem gehen lassen- und Jesus erwarten, so wie er mir begegnen will. 

Jesus begegnen ist möglich, aber es bedarf der Übung, es bedarf der grundsätzlichen Haltung, es bedarf des nicht ab und zu mal Versuchens, sondern einer Umkehr der üblichen Schwerpunkte unserer Wachstumskultur, es bedarf des Loslassens.

Christen bauen an einer Gegenkultur mit Gott als Zentrum. Und Kirche mit ihren Erzählungen, Riten und Ritualen ist der Raum, um sich im Hören der Herzen zu üben. Umso wichtiger, dass die Kirchen mit viel deutlicherer Sprache als ich es die letzten Jahre wahrgenommen habe die Auferstehungsbotschaft verkünden.

Liebe Gemeinde,

das Grab ist leer!

Gott erweckt in eine neue Lebenswirklichkeit. Nimm das Angebot an! Leb in seiner Freiheit als je eigene Antwort auf seinen Ruf an dich.

AMEN  HALLELUJA

Pastor Pohls´ Podcast Präsentation

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