Severin – Mönch und Bischof (Severinstage 2018)

Severin ist Mitte des 4. Jahrhunderts in Gallien geboren. Bis er Bischof von Köln wird, ist über sein Leben nicht viel bekannt. Die frühkirchliche Organisation in Gallien beruhend auf Klöstern, seine Freundschaft mit dem Klostergründer Martin von Tours und die Tatsache, dass Severin erstmals Erwähnung findet mit der Gründung eines eigenen Klosters in Köln, lässt darauf schließen, dass auch er seine christliche Prägung in der klösterlichen Lebensform erfahren hat. Bereits im 4. Jahrhundert stellten sich viele Gläubige die Frage, wie es möglich sein kann in der Welt, die einen umgibt entschieden und lebensverbindlich mit der Botschaft Jesu ernst zu machen. Damals wie heute ist das Christentum in seiner zentralen Aussage auf die Überwindung einer nur sich selbst erhaltenden Sozial- Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur angelegt. Kirche wird aber von den meisten Menschen erfahren, als eine Institution, die sich eben damit arrangiert, anstatt ein radikales Gegenkonzept zu leben. Die Widersprüchlichkeit der jesuanischen Botschaft des nahen Hereinbrechens des Reiches Gottes und der Aufbau fester kirchlicher Ordnungen und Strukturen, die nichts Übergängliches, sondern dauerhaften Charakter hatten, brachte eine kostbare und identitätsstiftende europäische Klosterkultur hervor. Kloster als Kontrastgesellschaft und Kloster als Raum, in welchem Menschen sich von den Zwängen der vergänglichen Welt frei machen und konzentriert leben auf die Verheißung des Landes ohne Grenzen, des Reiches liebender Versöhnung und unendlicher Freiheit. Das erste, was die Chronisten uns über das Leben Severins berichten, ist nicht der Bau einer Kirche, die Organisation der kirchlichen Verwaltung oder die Sorge, um den Lehrplan künftiger Theologen. Als erstes gründet er ein Kloster. Zwar am Rande der Stadt, lag es aber innerhalb der Stadtmauern. Ein Kloster in der Stadt. Nicht in einem romantischen Tal oder auf einem entlegenen Berg, sondern in der Stadt, wo Menschen ihren Geschäften nachgehen wollte Severin einen Ort wissen, an dem andere Gesetze und Regeln gelten, als die des Marktes, der Selbstbehauptung, der Lohnsklaverei und Menschlichkeit abhängender Wachstumsraten. Mitten in der alltäglichen Geschäftigkeit um den Erhalt dessen, wovon jeder weiß, dass es nach unserem Tod völlig wertlos ist, baut er einen Raum der Ruhe, des Gebetes und der Aufmerksamkeit für den Himmel. Er widmet sein Kloster dem Andenken der Märtyrer Cornelius und Cyprian, die 100 Jahre früher noch wegen ihres christlichen Glaubens ihr Leben verloren hatten. Sehnte sich Severin zurück nach einer Kirche eindeutigen Bekenntnisses?

Liebe Gemeinde,

was haben sie gemacht die Mönche am Rande der Stadt? Wenn die letzten Wirtshäuser schließen und die letzter Feierer zu Bett gehen, erheben sich die Mönche vom Schlaf. Wenn andere schlafen, wachen sie. Sie wachen für eine Welt, die so wenig Zuhause ist, bei sich, selbst nachts nicht. Sie erspüren durch die Mauern ihrer Abgeschiedenheit die Unruhe und Ängstlichkeit der Welt und sie singen – sie wachen und singen, während die Welt vergisst, dass alles endlich ist. Der Mönch ist bei sich Zuhause und öffnet die Tür. Er öffnet die Tür für den, der ganz sicher wiederkommt, diese Welt zu erlösen und der Mönch am Rande der Stadt, er wartet auf ihn, auch stellvertretend für uns alle, die dieses Warten nicht aushalten.

Severin verstand sein Bischofsamt als einen Dienst der Achtsamkeit. Er sei so ruhend gewesen und das inmitten der Stadt, dass beim Tode seines Freundes Martin im entfernten Tours er dies in seiner Seele spürte. Die Legende berichtet, er habe in der Todesstunde Martins die Engel singen hören. Er war eins mit sich und den kosmischen Sphären, die uns in Kontakt halten mit der Fülle der Barmherzigkeit und dem Ursprung des eigenen Seins.

Wenn wir ihn heilig nennen, dann genau deswegen. Als Bischof überzeugt er mich, weil er um eine Kirche rang, die Zeugnis gibt von dem, was wirklich wichtig ist. Und Vorbild ist er mir in seinem Wissen um die Belanglosigkeit unserer selbsterhaltenden Lebenszwänge und seiner Sehnsucht, diese zu überwinden, um auf das Königreich der Himmel hin zu leben.

AMEN

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